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1. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 177

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Dramatische Darstellung. 177 Der Fürst (nachsinnend.) Von Detmund? Von Detmund? — Hatt' ich nicht unter meinen Truppen einen Major von Dermund? — Der Hauptmann. Ganz recht, gnädigster Herr. Der Fürst. Dergleich im ersten Feldzuge blieb? Der Hauptmann. Im ersten Feldzuge! Ganz recht! ■*— Das war der Vater des Fahndrichs und dieses Kleinen. — Es war ein rechtschaffner Mann. Er stieg auf eine Sturmleiter, als wenn er zum Tanze ginge. Er hatte Herz, wie ein, Löwe. Der Fürst. Und wie ein Mensch! Das will noch mehr sagen, Herr Hauptmann. — Ich erinnre mich seiner sehr wohl, und ich wünschte — Der Haupt mann (einen Schritt näher tre- tend.) Was wünschten Ew. Durchlaucht? Der Fürst. Mit seiner Wittwe zu reden. Der Haupkmann. Das können Sie diesen Augenblick. Sie ist hier. Der Fürst. Sie ist hier? — Schicken Sie zu ihr, Herr Hauptmann! So bald sie auf ist, soll sie hieher kommen. — Ich will sie sehn, und will ihr das Kind wieder zurück geben. Der Hauptm. chittend.) Gnädigster Herr ^ Der Fürst. Doch darf ihr das nicht gesagt werden. Gehn Sie! (der Hauptmann geht ab.) Siebenter Auftritt. Der Fürst. Der Edelknabe (schlafend.) Der Fürst. So arm! Durch den Krieg! «— Wie viel Elend macht doch der Krieg! — Wie viel Familien mögen nicht über ihn seufzen! — Gut, daß sie nur über ihn, und Nicht über mich seufzen! Ich nahm aus Nothwendigkeit Theil daran;- nicht aus Neigung. —• (aufstehend.) Doch heraus! Es ist Tag — der Friede hat immer auch sein Schlim- mes. Er macht wollüstig und träge. — ( Nach etr nigem Auf, und Nieoergehen bleibt er an dem Sessel stehen, in welchem dee Knabe schläft.) Ein holder H M

2. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 227

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Historische Darstellung. 22* tigkeit betrieben. Die nöthigen Anstalten wurden bald zu Stande gebracht; die eigentliche Ausrüstung Colombo'n persönlich und allein überlassen. Ant i2ten Mai nahm Colombo von dem Könige und der Königin Abschied, und begab sich Nach Palos, wo die Ausrüstung der für ihn bestimmten Schiffe be- trieben wurde. Das ganze für Colombo bestimmte Geschwader bestand aber nur aus drei kleinen Fahr- zeugen, die nicht viel größer, als große Böte, wa- ren. — Die auf alle drei vertheilte Mannschaft bestand, nach der Angabe einiger, aus hundertund zwanzig, nach andern aber nur aus neunzig Köpfen. Zu den Matrosen, welche die bei weitem g'ößcste Zahl ausmachten, hatten sich einige Abentheurer, als Freiwillige, gesellt. Auch hatten sich einige Edelleute vom Hofe der Königin , auf Befehl dieser, mit am Bo d begeben. — Die kleine Flotte war auf zwölf Monate mit Lebensmitteln versehen. Dies war die Rüstung, die eine Königin von Castilien damals für die Kräfte des Staats unerschwinglich fand, und womit ein Admiral derselben ihm selbst unbekannte Meere zu befahren, und ganz neue Lan- der zw entdecken und zu erobern unternahm. Nichts ist dem Muthe, dem Enthusiasmus und der Freudigkeit zu vergleichen, mit welchen Colombo bei dem Anblicke dieser nun vollendeten Ausrüstung erfüllt war. Es ist großen Seelen eigen, schwie- rige Unternehmungen als beendet zu betrachten, wenn sie sich im Stande sehn sie zu beginnen. Die Klarheit seiner Ueberzeugung, und die Festigkeit und Freudigkeit seiner Zuversicht, ließen kaum noch den Gedanken an die Möglichkeit des Mißlingens zu, und erhoben sein Gemüth über alle Gefahren und ^Mühseligkeiten. — Es gelang ihm, ähnliche Gefühle zum Theil auch in seinen Gefährten zu er- regen. Mehr oder weniger von ihnen belebt , gaben sie alle ihre freudige Zustimmung, als er ihnen den Tag der Abreise anzeigte. Am 3, August 1^92 verließ nun oieft kleine Flotte, Witter denk Zujauch- zen des Volks, den Hafen, und segelte nach den Eanärtschen Inseln ju. — Schon auf dieser kurzen P ü

3. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 267

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Historische Darstellung. 267 trieben worden; dabei war sogar Schwedisch-Pont- mern in den Händen der Preußen, die nun auch Meklenburg in Besitz nahmen, und in Sachsen ru- hige Winterquartiere machten. — So endigte sich ein Feldzug, der in der ganzen Weltgeschichte ohne Beispiel ist. In diesem einzigen Jahre wurden sieben Hauptschlachten geliefert, und zahlreiche große Scharmützel gefochten, von denen viele in den vo- rigen Jahrhunderten als Schlachten betrachtet wor- den waren. Große Feldherrn, die zu den seltensten Produkten der Natur gehören, Friedrich, Ferdi- nand, hatten hier zugleich den Schauplatz des Krie- ges betreten, und alle Krieger künftiger Zeitalter durch Thaten belehrt. Andre, Heinrich, der Erb- prinz von Braunschweig, Laudon, hatten hier die Keime ihrer erhabnen Talente entwickelt; noch an- dere, ogleich minder groß, dennoch in jeder andern Periode allein fähig den kriegerischen Ruhm eines Volks bei der Nachwelt zu gründen; Seidlitz, Koith, Fouquet, Bevern, Etrees, Broglio, Haddtck, Ro- manzow, Wunsch, Ziethen, Werner und mehrere berühmte Befehlshaber der verschiedenen Heere hat- ten hier zuerst Gelegenheit gehabt, ihre außeror- dentlichen Fähigkeiten zu zeigen. Drei andre Feld- herrn, jeder mit erkämpften Trophäen bekannt, und in den Kriegsjahrbüchern unvergeßlich: Schwerin, Brown und Winterfeldt, waren in diesen» ewig denkwürdigen Feldzuge gefallen, und hatten durch ihr edles Blut ihre Thaten besiegelt. Ueber 700,00k Krreger waren in Waffen gewesen. Und von wel- chen Völkern! Es waren nicht weichliche Asiarer, die von jeher mit zahllosen Heeren die Felder be- deckten, und den Griechen, Römern und Britten Anlaß zu desto auffallendern Triumphen gaben. Cs waren keine zusammengeraffte Kreuzfahrer, die in ungeheuren Schwärmen wie Heuschrecken ganze Provinzen überschwennnten, sich ohne alle Kriegs- kunst^ herumschlugen, und aus fanatischem Eifer Menschen mordeten. Nein! Es waren alles krie- gerische Nationen, die hier auf deutschem Boden kämpften; keine der hohen Cultur des lgtn» Jahr-

4. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 269

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
26g Historische Darstellung rue zu einem Verhau fallen/ wobei sie sangen, und einander zuriefen. Durch dies Getöse wollten sie die Preußischen Vorposten hindern, den Marsch der Truppen wahrzunehmen. Die wachsamen Preußi- schen Husaren aber entdeckten doch die Bewegung des Feindes, und gaben dem Könige sogleich Nach- richt davon. Anfangs bezweifelte er die Bewegung selbst; da aber die wiederholten Berichte solche be- stätigten, so vermuthete er jede andre Ursache der- selben , nur keinen förmlichen Angriff. Seidlitz und Ziethen befanden sich eben beim Könige, und er- schöpften ihre Beredsamkeit, seine Zweifel in diesen bedenklichen Augenblicken zu bekämpfen; sie brach- ten es auch dahin, daß Befehle an einige Brigaden geschickt wurden, aufzustehn, wobei mehrere Regi- menter Kavallerie ihre Pferde satteln mußten. Die- ser Befehl aber wurde gegen Morgen wieder auf- gehoben, und der jetzt ganz unbesorgte Soldat über- ließ sich dem Schlaf ohne alles Bedenken. — Der Lag war noch nicht angebrochen, und es schlug im Dorfe Hochktrch fünf Uhr, als der Feind vor dem Lager erschien. Cs kamen ganze Haufen auser- wahlter Soldaten bei den Preußischen Vorposten an, und meldeten sich als Ueberläufer. Ihre An- zahl wuchs so schnell und so stark, daß sie bald Vor- posten und Feldwachen überwältigen konnten. Die Oesterrcrchische Armee, in verschiedene Corps ge- theilt, folgte der Avantgarde ans dein Fuß nach, und nun rückten sie Colonnenweise von allen Seiten ins Preußische Lager ein. Viele Regimenter der königlichen Armee wurden erst durch ihre eignen Kanonenkugeln vom Schlaf aufgeschreckt; denn die anruckenden Feinde, die größtenteils ihr Geschütz .zurückgelassen hatten, fanden ans den schnell erober- ten Feldwachen und Batterien Kanonen und Mu- nition, und mit diesen, feuerten sie ins Lager der Preußen. Nie befand sich ein Heer braver Trup- pen in einer schrecklicheren Lage , als die unter dem Schutze Friedrichs sorglos schlaftnden Preußen, die nun auf einmal im Innersten ihres Lagers von ei- nem mächtigen Feinde angegriffen^ und durch Feuer

5. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 66

1881 - Danzig : Boenig
66 bei der Obrigkeit verleumdet, und sv sei er an diesen Ort ge- kommen. Jeder bat, der Fürst möchte sich doch seiner erbarmen und ihm die Freiheit schenken. Endlich kam der Fürst auch zu einem noch ganz jungen Gefangenen und fragte ihn: „Was hast denn du gethan, daß man dich hierher gebracht hat?" — „Gnädiger Herr, ich bin ein gottloser Bube gewesen. Ich habe meinem Vater und meiner Mutter nicht gefolgt, bin ihnen davon ge- laufen, hab' ein liederliches Leben geführt, gestohlen und betrogen; ich mühte ein paar Stunden Zeit haben, wenn ich alle die bösen Streiche erzählen wollte, die ich mein lebenlang begangen habe. Endlich ist mir mein Recht geworden, und gern will ich meine Strafe leiden; denn ich weiß, daß ich sie tausendmal verdient habe." — Der Fürst wußte wohl, daß sie alle ihre Strafe ver- dient hatten; aber er sagte lächelnd: „Wie kommt denn ein so abscheulicher Mensch unter diese achtbare Gesellschaft? Geschwind, nehmt ihm die Ketten ab und jaget ihn augenblicklich hinaus, damit er nicht etwa gar diese ehrlichen Leute auch noch verführe!" Sogleich wurde er von seinen Ketten erlöst und in die Freiheit gesetzt. Cnspari. 132. Ein rechter Preuße. Ein preußischer Husar wurde von deu Franzosen gefangen und in das Lager derselben gebracht. Er gehörte zu dem schwarzen Regiment. Ein jeder Reiter desselben trug unten an seiner Mütze einen Totenkopf, und schon der bloße Anblick eines solchen Soldaten flößte Furcht und Schrecken ein. Es war aber auch ganz unglaublich, wie furchtbar sich diese Soldaten gemacht hatten. Sie gingen so fröhlich ins Gefecht, als ginge es zum Tanz, und kehrten nie ohne Beute zurück. Der französische Oberbefehlshaber fragte den Gefangenen, wo die Preußen gelagert wären. Darauf antwortete dieser: „Wo Ihr sie nicht angreifen werdet." Auf die Frage, wie stark die Armee des preußischen Königs sei, antwortete er: „Gehet selbst bin und zählet sie!" Der französische General war über diese Antwort erfreut, denn ihm gefiel die Kühnheit des wackern Preußen. Er fragte darauf den Husaren, ob sein König viele solcher Soldaten hätte, wie er. Der Husar antwortete: „Ich gehöre zu den schlechtesten, sonst wäre ich jetzt nicht Euer Gefangener." Reichlich beschenkt wurde er entlassen; allein obgleich er ganz ausgeplündert worden war und keinen Heller in der Tasche hatte, so gab er doch in Gegenwart des Feldherrn das geschenkte Geld einem französischen Soldaten, indem er sagte, daß er von den Feinden seines Vaterlandes kein Geld annehmen dürfte. Umsonst trug man ihm Dienste in der französischen Armee an, umsonst

6. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 197

1881 - Danzig : Boenig
197 Macht zu betrachten ist. Im westfälischen Frieden erwarb er Hinterpommern und andere Gebiete, wodurch er den Umfang des Staates um ein Drittel vergrößerte. Dann kämpfte er ruhm- voll gegen die Polen, verteidigte als deutscher Reichssürst den vaterländischen Boden ^gegen die Angriffe der Franzosen und schlug die gefürchteten Schweden, welche in sein Brandenburg eingefallen waren, am 18. Juni 1675 bei Fehrbellin aufs Haupt. _ In dieser denkwürdigen Schlacht, wo der Kurfürst mit 6000 Mann einem doppelt so zahlreichen Feindesheere gegen- überstand, war sein Leben in höchster Gefahr. Die Schweden kannten ihn an dem Schimmel, den er ritt, und ihre Kugeln pfiffen dicht um ihn her. Da sprach sein Stallmeister Fr oben: „Herr Kurfürst, ich sehe, Euer Schimmel ist scheu geworden, gebt ihn mir und besteigt meinen Braunen." Kaum waren die Pferde gewechselt, da sank der treue Diener, von einer Kugel getroffen, tot herab. Der Kurfürst selber kämpfte mit Helden- kühnheit. Als eine Schwadron ihren Hauptmann verloren hatte, stellte er sich an ihre Spitze und rief: „Mut, Kinder! Ich, euer Fürst, bin jetzt euer Hauptmann, und will siegen oder ritterlich mit euch sterben." Und er gewann den glorreichsten Sieg. Die Schweden wurden gänzlich geworfen und flohen eilig zum Lande hinaus. Ein Held im Kriege war Friedrich Wilhelm seinen Unter- thanen zugleich der beste Landeßvater. Auf alle Weise suchte er seinem durch den dreißigjährigen Krieg erschöpften Lande empor- zuhelfen. Er unterstützte den Ackerbau, legte Straßen und Kanäle an, förderte den Handel und führte die Post ein. Die Macht und das Ansehen seines Landes vermehrte er vorzüglich durch das tüchtige stehende Heer, welches er gründete. So hinterließ er bei seinem Tode ein blühendes Land, dessen Glück und Ruhm sein Werk war. Er starb, 68 Jahre alt. nach 48jähriger Regierung. Seine letzten Worte waren: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt." ^ndrä 250. Der General Derfflinger. Derfflinger wurde von armen Eltern in Österreich geboren und zum Schneiderhandwerk bestimmt. Auf seiner Wanderschaft a^ls Schneidergeselle wollte er einst bei Tangermünde über die Elbe fahren. Die Schiffer aber wollten ihn nicht übersetzen, weil er kein Fährgeld bezahlen konnte. Als er nun mißmutig am Ufer stand, sah er, daß eine große Anzahl Leute unentgeltlich übergefahren wurde. Er hörte auf fein Befragen, daß dieses Kriegsleute seien, welche überall frei durchgingen. Da warf er fein Handwerksbündel in den Strom und beschloß, auch ein

7. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 200

1881 - Danzig : Boenig
200 er sich gefürchtet sah. Einem Juden, der sich einst ängstlich vor ihm verbergen wollte, prügelte er aus offener Straße die Lehre ein: „Ihr sollt mich nicht fürchten, ihr sollt mich lieben!" Am besten gelaunt war er aber in seiner täglichen Abendgesellschaft, dem sogenannten Tabakskollegium. Jeder rauchte da seine Pfeife, und wer nicht rauchen mochte, mußte doch wenigstens auch eine irdene Pfeife im Munde halten. Die Unterhaltung war ganz frei; jeder konnte sagen, wie er's meinte; selbst einen derben L-cherz nahm der König nicht übel. Das war seine einzige und liebste Erholung, und der ernste und strenge Fürst war nie liebens- würdiger, als abends bei der Pfeife Tabak in dieser Gesellschaft. Sein größtes Vergnügen hatte aber der König an seinen Loldaten, die er seine „lieben, blauen Kinder" nannte. Dabei ging ihm nichts über große Leute, und sein 4000 Mann starkes Leibregiment war unter dem Namen der „Potsdamer Riesen" überall berühmt. Wo er einen solchen langen Menschen aufzu- treiben wußte, da sparte er kein Geld; für einen einzigen soll er einmal 9000 Thaler gegeben haben. In aller Herren Länder sandte er seine Werber aus, die ihm Rekruten für sein Leib- regiment mit Geld, List oder Gewalt herbeischaffen mußten. An der Spitze des Heeres stand der Fürst Leopold von Dessau, den man gewöhnlich den „alten Dessauer" nennt. Nach Halmhuber. 353. Friedrich der Große (1740—1786). Seine Jugendjahre. Der dritte in der Reihe der preußischen Könige ist Friedrich Wilhelms I. Sohn, Friedrich Ii. der Große. Er war ge- boren am 24. Januar 1712 und hatte eine schwere Jugendzeit; denn sein Vater behandelte ihn äußerst strenge. Vor allem wollte er ihn zu einem tüchtigen Soldaten heranbilden; schon sehr frühe wurde der Prinz zu allen militärischen Übungen angehalten. Aber das unaufhörliche Exerzieren gewährte Friedrichs lebhaftem Geiste keine Befriedigung; er las lieber französische Bücher, machte Gedichte und ergötzte sich mit Flötenspiel. Das war dem derben Sinne des Vaters höchlich zuwider; er fürchtete, bei solchen Neigungen werde aus seinem Sohne nimmermehr ein rechter Kriegsmann werden. „Fritz," sagte er verdrießlich, „ist ein Querpfeifer und Poet, er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben!" Je mehr der Prinz heranwuchs, desto härter wurde die Be- handlung, welche ihm widerfuhr. Da faßte der Jüngling den verderblichen Entschluß, heimlich nach England zu entfliehen. Aber die Sache wurde verraten und Friedrich in dem Augen- blicke, wo er sein Vorhaben ausführen wollte, verhaftet. Der

8. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 201

1881 - Danzig : Boenig
201 König geriet in den heftigsten Zorn, ließ den Prinzen aus die Festung Küstrin ins Gefängnis bringen und setzte ein Kriegs- gericht' nieder, um ihn zum Tode zu verurteilen. Friedrichs Freund, der Lieutenant Katte, welcher ihm bei dem Flucht- versuche behülflich gewesen war. wurde an seinem Kerkerfenster vorüber zum Blutgerüste geführt. Dieses furchtbare Geschick machte auf des Kronprinzen Gemüt einen tiefen Eindruck. Er- las eifrig in der Bibel und äußerte ernste Reue über sein Un- recht. Den Vater bat er in einem Briefe demütig um Ver- zeihung und versprach, ihm künftig ein gehorsamer Sohn zu sein. Darauf wurde er der strengen Haft entlassen, mußte aber noch längere Zeit in Küstrin bleiben und bei der Regierung arbeiten. Das that er mit großem Fleiße und lernte die Geschäfte der Staatsverwaltung gründlich kennen. Nun war der Vater voll- ständig versöhnt; er setzte ihn als Oberst an die Spitze eines Regiments und kaufte ihm das Lustschloß Rheiusberg. Auf diesem freundlichen Schlosse verlebte der Prinz eine glückliche Zeit. Hier konnte er sich nach Herzenslust mit den Wissenschaften beschäftigen; hier las er mit Bewunderung die Thaten der Helden aller Zeiten; hier versammelte er die geist- vollsten Männer um sich, in deren Umgänge er Belehrung und Erholung fand. Mit den berühmtesten Gelehrten trat er in Briefwechsel. Den Vater stellte er dadurch zufrieden, daß er seine Soldatenpflichten aufs beste erfüllte und ihm bei jeder Gelegenheit seine kindliche Liebe zu erkennen gab. Mit Freude entdeckte der König mehr und mehr die hohen Fähigkeiten des Sohnes und den militärischen Geist, der in ihm wohnte. „O mein Gott," rief er vor seinem Ende aus, „ich sterbe zu- frieden, da ich einen so würdigen Sohn und Nachfolger hinter- 3(nbvci. 354. Friedrich wird König. Achtundzwanzig Jahre alt, bestieg Friedrich den Thron feiner Väter und zeigte gleich anfangs einen echt königlichen Sinn und eine rechte Vaterliebe für seine Unterthanen. Eine Mißernte hatte große Not über das Land gebracht. Da öffnete er die Magazine, ließ das Getreide zu billigen Preisen an die Armen verabfolgen und unterstützte sie mit Geld. Das Heer wurde vermehrt und tüchtig geübt; die Offlziere erhielten die gemessensten Befehle, die Soldaten zwar streng, aber nicht unmenschlich zu behandeln. — Auch schaffte er sofort die Folter ab, welche bis dahin noch zur Erpressung von Geständ- nissen bei den Verbrechern angewendet worden war. Da starb im Oktober des Jahres k 740 der deutsche Kaiser- Karl Vi. und hinterließ seiner Tochter Maria Theresia das Reich.

9. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 212

1881 - Danzig : Boenig
stellen und den Durchzug durch sein Land zu gestatten. Im Sommer des Jahres 1812 überschritt Napoleon mit vier- hunderttausend auserlesenen Kriegern zufuss und sechzig- tausend zuross, nebst 1200 Stück Geschützen die russische Grenze. Er hatte die besten Scharen aus allen Ländern Europas gesammelt. Die Russen zeigten sich in mehreren Schlachten zwar tapfer, aber sie mussten sich zurückziehen. In der mörderischen Schlacht an der Moskwa erlitten sie eine ungeheure Niederlage: 100,000 Tote und Verwundete bedeckten das Schlachtfeld. Am 14. September zog der Sieger in Moskau ein, das die Einwohner freiwillig verlassen hatten. Seine Soldaten sollten hier Winterquartier nehmen und sich von den Strapazen erholen. Aber des Nachts brach an verschiedenen Stellen Feuer aus, das vier Tage lang wütete und die ganze Stadt in Asche legte. Kaum entrann Napoleon in der furchtbaren Verwirrung dem dro- henden Feuertode. Er beschloss den Rückzug; aber auf dem weiten Wege fanden die Soldaten nur Brandstätten und verlassene Dörfer und Städte. Dazu trat ein unge- wöhnlich zeitiger und strenger Winter ein. Tausende von Soldaten starben vor Hunger und Kälte oder fielen unter den Lanzen der nachfolgenden Kosaken oder unter den Keulen der ergrimmten Bauern. Die Kanonen und Wagen liess man stehen; die Gewehre, Tornister und Säbel warf man weg; die Pferde schlachtete man, um mit ihrem Fleische den nagenden Hunger zu stillen. Bei dem Über- gänge über die Beresina brach im Gedränge die Brücke zusammen. Fussvolk, Reiterei und Tross, alles wollte auf einmal hinüber. Tausende fanden ihr Grab in den Fluten, oder wurden von den Hufen der Pferde zertreten, oder von den Rädern der Kanonen zerquetscht, oder von den Kar- tätchen der nachsetzenden Russen niedergeschmettert. Tau- sende wurden gefangen genommen. Da verliess Napoleon das Heer und eilte in einem Schlitten zurük. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen; denn er hatte gesagt: „Bis hier- her und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!“ Von der „grossen Armee“, wie Napoleon sie nannte, sahen nur 30,000 das deutsche Land wieder — zerlumpt, halbnackt und mit erfrorenen Gliedmassen. Naeh Franz Schmidt. 265. Preußens Erhebung. Die Kunde von dem Untergange, der Napoleons große -Armee in Rußland ereilt hatte, bewegte ganz Europa. Gottes gewaltiger Arm war der Welt offenbar geworden. Feßt schien für die unterdrückten Völker die Stunde gekommen, die Fremd-

10. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 213

1881 - Danzig : Boenig
213 Herrschaft abzuwerfen. Vornehmlich in dem von Napoleon aufs härteste bedrückten Preußenvolke durchglühte das Verlangen nach Befreiung des Vaterlandes alle Herzen. Der König Friedrich Wilhelm Iii. schloß mit dem Kaiser Alexander von Rußland einen Bund und erließ von Breslau aus einen Aufruf an sein Volk, die Waffen gegen Napoleon zu ergreifen. Und begeistert erhob sich das Volk „mit Gott für König und Vaterland." Da war unter den Preußen nur ein Gedanke: das Vaterland zu retten, Deutschland von seinem Bedrücker zu befreien. Krieg! Krieg! erschallte es allerorten; Krieg! rief der Edelmann und Landbesitzer, der verarmt war: Krieg! der Bauer, der sein letztes Pferd unter Vorspann und Fuhren tot trieb; Krieg! der Bürger, den die Einquartierungen und Abgaben erschöpften; Krieg! die Witwe, die ihren einzigen Sohn ins Feld schickte. Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien wollten nicht zurückbleiben, ja sogar Jungfrauen unter mancherlei Ver- kleidungen drängten sich zu den Waffen: alle wollten sich rüsten und für das Vaterland streiten und sterben. Und was die Männer im Waffendienste thaten, das that das schwächere Geschlecht der Frauen durch stille Gebete, inbrünstige Ermahnungen, fromme Arbeiten, menschliche Sorgen und Mühen für die Ausziehenden, Kranken und Verwundeten. Die Menge derer aber, welche Geld- summen, Ringe und goldene Ketten, Kleidungsstücke und Mittel zur Pflege der Verwundeten spendeten oder auf ihre Kosten Frei- willige ausrüsteten, ist unzählbar. Kinder und Gesinde leerten ihre Sparbüchsen; eine schlesische Jungfrau schnitt sich, weil sie nichts Anderes zu geben hatte, ihr schönes Haar ab und brachte den Erlös dem Vaterlande dar. So einmütigen Sinnes, so opferfreudig ging das preußische Volk im Frühlinge des denk- würdigen Jahres 1813 in den heiligen Krieg, voll froher Zu- versicht zu dem Gotte der Heerscharen, daß er seine Waffen segnen werde. 2(nl)vii 266. Mit Gvtt für König und Vaterland. Der König rief, und alle, alle kamen, die Waffen mutig in der Hand, und jeder Preuße stritt in Gottes Namen für das geliebte Vaterland. Und jeder gab, was er nur konnte geben: Kind, Hab und Gut, Gesundheit, Blut und Leben, mit Gott für König und für Vaterland! £eim 267. Der Befreiungskampf. Napoleon hatte nach seiner Rückkehr aus Rußland rasch ein neues, zahlreiches Heer geschaffen und den verbündeten Preußen
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